Nordafrika. 41
und Palisanderholz. Das Binnenplateau ist zumeist Savanne, in der vereinzelt Affenbrotbäume oder Baobabs auftreten.
Die Eingeborenen, Ewe genannt, zählen zu den Sudannegern; sie sind friedliche und fleißige Ackerbauer und Viehzüchter. Togo ist daher auch die einzige deutsch-afrikanische Kolonie, die bisher von Kampf und politischen Erschütterungen verschont geblieben ist. Der Handel liegt größtenteils in den Händen von Hamburger und Bremer Firmen, die an der Küste ihren L>itz haben.
An der Küste liegt der Regierungssitz Lome; von hier führt eine Eisenbahn nach dem Marktorte A n e ch o. Am Gebirgssaume: die Gesundheitsstation M i s a -höhe; tief im Innern: Bismarckburg. An der Stelle, wo der Volta für kleinere Dampfer schiffbar wird, liegt Kete-Kratfchi, der volkreichste Ort der Kolonie, wo sich zahlreiche Karawanenwege vereinigen. Bei Banjeli, ö. von Jendi, im Norden der Kolonie finden sich reiche Eisenerzlager; ihre Verwertung ist aber erst möglich nach besserem Ausbau der Schienenwege.
Im ganzen hat Togo bis jetzt eine günstige wirtschaftliche Entwicklung genommen. Es war auch von Kriegen nie beunruhigt und hat keine Schutztruppe u nötig.
Verkehrswege in Togo.
Dank den tadellosen Straßen, die die deutsche Regierung in mustergültiger Weise planmäßig durch die ganze Kolonie hin angelegt hat, konnten wir, abgesehen von eigentlichen Gebirgsgegenden, unsere Reise größtenteils auf dem Fahrrad ausführen, was eine ungemeine Erleichterung und Kostenersparnis bedeutete.
Unsere Träger brachen morgens in aller Frühe, gewöhnlich zwischen 2 und 3 Uhr aus. Wenn der Tag zu grauen begann, schwangen wir uns aus die Räder und holten die Vorausgegangenen bald ein. Gegen 9 Uhr vormittags wurde meist die Hitze schon so stark, daß man weder fahren noch gehen konnte. Unter Bäumen, wenn es solche gab, oder im Schatten von Negerhütten pflegte sich unsere Karawane zur Mittagsrast zu sammeln und diese mußte wegen der Hitze oft bis gegen Abend ausgedehnt werden. Dann galt es noch einige Kilometer vorwärts zu bringen und ein Nachtquartier auszusuchen. Häufig trafen wir auch auf die überall längs der Karawanenftraßen zweckmäßig angelegten Rasthäuser der Regierung, die jebem Reisenden zur Verfügung stehen. Im Bezirke Sansamte-Mangu sind bereu mehrere Hunbert, hauptsächlich um den durchreisenden Hauffahänblern Unterkunft zu gewähren. An biescn Straßen haben die Beamten eigenhändig mitgearbeitet, um die Eingeborenen, die den Nutzen solcher Kunstbauten zuerst nicht einsehen wollten, zur Arbeit anzuspornen. Jetzt seufzt kein Eingeborener mehr über die Fronarbeit, die er bamals hat leisten müssen, bertrt die schönen Straßen kommen nun jedermann zugute. An den neuen Verkehrswegen liegen die Must erpslanzungende r Regie rungs-st o t i o n e n, wo Versuche mit dem Anbau tropischer Nutzpflanzen gemacht werden. Setzlinge überläßt man den (Singebornen um sie zu ähnlichen Kulturen aufzumuntern. Eifrige Pflege erfährt in diesen Stationen auch die Viehzucht! (Bilder aus den deutschen Kolonien.)
Die Nilländer.
1. Habejch oder Abessinien. Es ist ein in Stufen aufsteigendes Hochgebirgs-land, dessen Gipfel fast bis zur Höhe des Montblanc (der Ras Daschan, 4600 m) aufragen. Aus dem T a n a s e e kommt der Blaue (— dunkle, trübe) Nil, der zum Weißen Nil durchbricht. Die dunkelfarbigen Bewohner sind
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend]]
TM Hauptwörter (200): [T86: [Insel England Irland Schottland Kolonie Hafen Stadt Küste Hauptstadt Kamerun], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute]]
Extrahierte Personennamen: Jendi Habejch
Extrahierte Ortsnamen: Nordafrika Lome Bismarckburg Togo Togo Abessinien
114
Vierter Teil. Das deutsche Kolonialreich.
Der Außenhandel in Deutsch-Südwestafrika, der im Jahre 1900
noch nicht 8 Millionen Mark betragen hatte und der noch im Jahre 1905
eine Ausfuhr von etwa % Million Mark auswies, belief sich im Jahre
1909 auf 57 Millionen Mark, wovon 34% Millionen auf die Einfuhr
und über 22 Millionen Mark auf die Ausfuhr entfielen. Importartikel
bildeten hauptsächlich Kleidungsstücke, Eisen- und Lederwaren, Brannt-
wein, Reis, Zucker, Kaffee, Tee, Tabak und Glassachen. Unter den Aus-
fuhrartikeln standen an erster Stelle Diamanten (für 15% Millionen
Mark), Kupfer (für 4% Millionen Mark), Blei und tierische Produkte.
Neben dem Regierungssitz Windhuk sind im Innern noch G i -
beon, Bethanien und Keetmannshoop hervorzuheben.
Der Schiffsverkehr an der Küste Deutsch-Südwestafrikas betrug
1909: 342 Dampfer mit 1 212 Ooo Reg.-Tonnen und 70 Segler mit
einem Gehalt von 20 Ooo t. — An Bahnen besitzt dieses Schutzgebiet
über 1400 km. Seit 1908 ist die Linie von der Lüderitzbucht nach Keet-
mannshoop fertiggestellt, die für die Entwicklung des Schutzgebietes von
hoher Bedeutung ist. 528 km neuer Linien sind im Bau.
s) Deutsch-Dstafrika.
Deutsch-Ostafrika ist dasjenige unter unseren Schutzgebieten, welches
für die Handelsbewegung in Zukunft von hervorragendster Bedeutung
werden kann. Und zwar nicht allein durch seine Ausdehnung von fast
1 Million qkm zwischen dem Indischen Ozean und dem Tanganjikasee,
dem Rovumaflusse und Viktorianjanssa, sondern hauptsächlich durch die
Verbindung, die es zwischen dem Meere und den verhältnismäßig nicht
allzufern gelegenen, dampferbefahrenen Seen Jnnerafrikas zuläßt und
durch die Gelegenheit zu ausgedehntem Plantagenbetrieb an den
Hängen seiner Berglandschaften.
Obgleich die malariagefährliche Küstenniederung, die Mrima, stellen-
weise bis 150 km weit ausgespannt ist, tritt sie doch, wie in Togo, Kamerun
und Deutsch-Südwestafrika, auch an wirtschaftlichem Werte weit hinter
den Hochlandanteil zurück. Die flache, dürftig gegliederte Küste besteht,
wie die vorgelagerten Inseln, aus Korallenkalk, der durch die Brandung
zerrieben und in eine mächtige Sandschicht verwandelt wurde. Zahllose
Korallenriffe erschweren die Schiffahrt. Der beste Hafen ist Daressaläm.
Von hier wie von dem nördlicheren Tanga und dem südlicheren K i l w a
aus führen Bahnen nach dem Inneren und vermitteln den Verkehr mit
den großen zentralafrikanischen Seen, auf denen nunmehr neben zahl-
reichen fremdländischen auch einige deutsche Dampfer verkehren. Der
schlammige Saum hinter der wüstenhaften Korallenküste trägt unentwirr-
bare Mangrovebestände, während auf den höheren Uferböschungen dichter
Busch mit Hainen von Kokospalmen und Affenbrotbäumen und mit den
Bananenpflanzungen der Eingeborenen wechselt.
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel]]
TM Hauptwörter (200): [T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T86: [Insel England Irland Schottland Kolonie Hafen Stadt Küste Hauptstadt Kamerun], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide]]
108
Vierter Teil. Das deutsche Kolonialreich.
auswärtigen Handel in Zusammenhalt bringt mit den außergewöhnlich
günstigen überseeischen Verbindungen des Reichs, den ungezählten
deutschen Faktoreien in weiter Ferne, den mehr als 200 deutschen Kon-
sulaten an fast allen Hauptverkehrsplätzen der Erde und dem Umstande,
daß Seegrenzen weniger Anlaß zu Streitigkeiten mit benachbarten, gleich-
falls^Welthandel treibenden Völkern geben als Landgrenzen.
2. Die deutschen Kolonien (Schutzgebiete) in Afrika.
a) Allgemeines.
Sie gehören fast ganz der heißen Klimazone an. . Ihr Gestade ist
für die Landung der Schiffe vielfach ungünstig und arm an geräumigen,
tiefen Häfen. Jeder der Kolonien kommt ein mehr oder minder breiter
Anteil an der Küstenniederung Afrikas zu, der für die Europäer vielfach
in hohem Maße fiebergefährlich ist. Die überwiegende Fläche jedes Schutz-
gebietes aber entfällt auf die gesünderen Plateaulandschaften Jnnerasrikas.
Für sie sind weit ausgedehnte Grassteppen (Savannen) und sogenannte
Parklandschaften charakteristisch. Mit Ausnahme von Togo besitzen die
deutsch-afrikanischen Gebiete eine äußerst schwache, zu andauernder Arbeit
wenig geneigte Bevölkerung. Sie sind vorläufig in der Hauptsache Handels-
kolonien. Nur in Kamerun und Deutsch-Ostafrika trifft man bereits auf
ansehnliche Plantagenbetriebe. Gegenwärtig sind in unseren Schutz-
gebieten — mit Einschluß derjenigen in der Südsee — ungefähr 320 Mil-
lionen Mark deutschen Kapitals angelegt. Der Handel mit den Kolonien
Afrikas zeigt, daß die Ausfuhr deutscher Waren dorthin ansehnlich größer
ist als die Einfuhr von Kolonialartikeln ins Mutterland. Letztere wird
wohl schon in der nächsten Folgezeit eine Steigerung erfahren.
Der Gesamthandel des deutschen Anteils von Afrika bezifferte sich
im Jahre 1909 auf 156 Millionen Mark, wovon 97% Millionen auf die
Einfuhr und 58% Millionen Mark auf die Ausfuhr trafen. Letztere hat sich
also seit 1901, wo^sie nur lwenig über 15% Millionen Mark betrug,
fast vervierfacht.
b) Togo.
Togo ist zwar die kleinste, aber auch die am dichtesten bevölkerte
unter den afrikanischen Kolonien Deutschlands; seine Einwohnerzahl be-
trägt über 1 Million Seelen. Es liegt an der Sklavenküste in Oberguinea
und erstreckt sich als schmaler Landstreifen mit einer Küstenlänge von
52 km zwischen Französisch-Dahome im Osten und Norden und dem eng-
lischen Aschantigebiet im Westen etwa 460 km landeinwärts. Die Ein-
engung zwischen zwei fremden Kolonialbes tzungen, die starke Küsten-
brandung (Calema), welche die Landung der Schiffswaren auf Booten
nötig machte, und der Umstand, daß Togo der Ausgang zum Meere da-
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle]]
TM Hauptwörter (200): [T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T86: [Insel England Irland Schottland Kolonie Hafen Stadt Küste Hauptstadt Kamerun], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne]]
Extrahierte Personennamen: Jnnerasrikas
Extrahierte Ortsnamen: Afrika Afrikas Togo Kamerun Deutsch-Ostafrika Afrikas Afrika Togo Deutschlands Oberguinea Togo
Die deutschen Kolonien (Schutzgebiete) in Afrika.
113
säum mit einem äußerst kümmerlichen Pflanzenkleide bedeckt ist und auch
das Hinterland weit hinein nur mit trockenen Grasbüscheln, vereinzelten
Bäumen und lichtem Buschwerk bewachsen ist. Die Ostseite des Hochlandes
wird vom Südstopassat bestrichen. Hier stürzen während des Sommers
ungeheure Gewitterregen herab. Dann füllen sich die sonst trockenen
Rinnsale mit wilden Strömen und auch während der trockenen Jahres-
zeit sprudeln dort aus den Hängen zahlreiche Quellen, oder es läßt sich
wenigstens in dem Sande der leeren Flußrinnen Wasser ergraben. Hier
gedeihen denn auch Palme und Affenbrotbaum, oder es dehnen sich weite
Gras- und Buschländereien hin, und da das Klima fast überall gesund ist,
eignen sich diese inneren Landschaften recht wohl für Ansiedelungszwecke.
Ackerbau kann freilich nur dort betrieben werden, wo künstliche Bewässe-
rung möglich ist. Dagegen läßt die Viehzucht namhafte Erträge erhoffen,
wenn es gelingt, Wasserplätze in größerer Zahl zu schaffen und den An-
bau von Futterpflanzen in steigendem Umfange zu betreiben. Aber
immerhin beruht die wirtschaftliche Bedeutung Deutsch-Südwestafrikas
zurzeit noch weniger auf der Bodenkultur. Zwar wachsen schon jetzt
Mais, Kartoffeln, Gemüse und Tabak in allen besser bewässerten
Gegenden, und die Rinder-, Schaf- und Ziegenherden des Landes,
neuerdings auch die rasch in Aufschwung gekommene Straußenzucht
liefern wertvolle Ausfuhrprodukte. Aber der Wert dieser Er-
zeugnisse wird weit überholt durch die mineralische Ausbeute, die
das Land in steigenden Mengen bietet. Zu den Kupferminen,
die schon seit Jahren namhafte Erträge liefern, traten bedeutende
Marmorbrüche. Namentlich aber wurden die Blicke durch Auffindung
ausgedehnter Diamantenfelder auf Deutsch-Südwestafrika gelenkt.
Diese finden sich in der Dünenformation südlich der Lüderitzbucht
von der Gegend des Oranje bis in die Nähe des Kuisib. Die Dia-
manten sind von guter und regelmäßiger Beschaffenheit. Anfangs zeigte
sich meist nur geringes Gewicht, doch haben sich in der Folgezeit die Funde
von schwereren Steinen gemehrt. Steine bis zu 17 Karat sind gefunden
worden. Es steht heute bereits fest, daß die Diamantenförderung in
rationeller Weise nur im Großbetriebe erfolgen kann. Es wurden deshalb
von seiten der Reichsregierung bereits entsprechende Maßnahmen
getroffen. Insbesondere wurde Sorge getragen, das Fundgebiet,
eine vegetations- und wasserlose Wüste, mit Unterkunftsplätzen
und Verkehrswegen auszustatten. Gegenwärtig beträgt die Monats-
förderung 70 000 Karat mit einem Gesamtwerte von 2 Millionen Mark,
die der Diamantenmarkt bisher zu befriedigenden Preisen hat aufnehmen
können. Im Jahre 1910 wurden 800 000 Karat gefördert. Es unterliegt
keinem Zweifel, daß gerade die Auffindung dieser Diamantenfelder der
wirtschaftlichen Erschließung Deutsch-Südwestafrikas in ganz ungeahnter
Weise Vorschub leistet.
Gruber-Reinlein, Wirtschaftsgeographie. 3. Aufl.
8
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund]]
TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T86: [Insel England Irland Schottland Kolonie Hafen Stadt Küste Hauptstadt Kamerun], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau]]
Extrahierte Ortsnamen: Afrika Deutsch-Südwestafrikas Gruber-Reinlein
— 225 —
ist von Seidenarbeitern bewohnt, das Viertel Croix Rousse. Seit Jahr-
hunderten ist diese Vorstadt der Sitz der Arbeiter. Bereits Ludwig Xi.
verpflanzte in der Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts die Kunst der Seiden-
Weberei nach Frankreich. Doch, obwohl er die Arbeiter von Steuern befreite,
obwohl er die Einfuhr fremder Seidenstoffe verbot, wollte die Kunst anfangs
nicht gedeihen. Zur Blüte gelangte sie erst in der Mitte des sechzehnten
Jahrhunderts unter Franz I. Die Straßen dieser Vorstadt sind breit, regel-
mäßig und sauber. Es fehlen die dumpfe Luft, die winkligen Gassen, die
schmutzstarrenden Kinder, bte wenig einladenden Kneipen, sonst fast immer
unzertrennliche Attribute des Arbeiterviertels. Ich war daher sehr er-
staunt, als ich einen Herrn nach Croix Rousse fragte und dieser mir
auf dem breiten, mit Bäumen bepflanzten Boulevard antwortete: „Mais
vous y etes". Die Arbeiter verrichten ihre Tätigkeit zum großen Teil
nicht in Fabriken, sondern zu Haus. Sie gewinnen durchschnittlich täglich
drei Franks. Ein Arbeiter, den ich in seiner Wohnung aufsuchte, zeigte
mir mit der größten Liebenswürdigkeit seinen Webstuhl und sprach mit mir
über seine Verhältnisse. Der französische Arbeiter gleicht uuter gewöhnlichen
Umständen einem Gentleman, ist er gereizt, einer Hyäne. Auch in der
Geschichte der Lyoner Industrie sind einige Seiten mit Blut geschrieben.
In den dreißiger und vierziger Jahren kam es zu häufigen Aufständen, so
im Jahre 1831. Der Lohn der Fabrikarbeiter war damals auf 90 Pfg.
herabgedrückt worden. Die berechtigten Vorstellungen der Armen wurden
nicht berücksichtigt, eine Kompagnie der Nationalgarde, die aus lauter Fabri-
kanten bestaud, gab voreilig Feuer. Allgemein war der Ruf der Empörung.
Die ganze Arbeiterschaft eilte zu deu Waffen. Ihnen voran flatterte eine
schwarze Fahne mit der Inschrift: „Leben in Arbeit oder sterben im Kampfe".
Vergeblich donnerten die Kanonen des Generals Roguet. Er kann dem
wütenden Angriff der Arbeiter nicht widerstehen und zieht ab. Erst dem
Marschall Soult gelingt es mit einer Armee von 26 000 Mann, die Ruhe
wiederherzustellen. Wenige Jahre darauf kam es abermals zu einem Straßen-
kämpfe, der sechs Tage und sechs Nächte währte.
In unseren Tagen hat sich die Lyoner Arbeiterschaft, nachdem man
ihre berechtigten Forderungen erfüllt, ruhig verhalten. Man hört von
keinen Ausständen, geschweige von Aufständen.
(3. Gegend bei Arles.) An einem Nachmittage in einem Cafe machte
ich die Bekanntschaft unseres liebenswürdigen Dichters Wolf und seiner Frau.
Gemeinsam unternahmen wir einen Spaziergang nach den Trümmern der
Abtei Montmajour. Nachdem wir das Pflaster der Stadt glücklich über-
wunden hatten, nahm uns eine schattige Ulmenallee auf. Die Ulme ist der
charakteristische, der sagenumwobene Baum der Provence. Er spielt dort
dieselbe Rolle wie in Norddeutschland die Linde. Der Weg führt durch
das schöne Land, das in üppigster Fruchtbarkeit prangt. Inmitten der
Olivenplantagen steht der Feigenbaum, stolz ragt der Lorbeer zu dem wölken-
losen Himmel empor, schützend stehen die edlen, schlanken Zypressen vor den
Fruchtgärten, den Manlbeerpflanzungeu und Mandelbäumen, die schon jetzt,
im April, große Früchte haben. In verschwenderischer Fülle blüht der
Weißdorn, fast betäubend duftet der Tymian und Lavendel, eine bescheidene
Magd neben der stolzen Prinzessin. Knrzum, es ist der Süden, der Herr-
liche Süden mit seinem Farbenglanz, seiner berauschenden Fülle, seiner
Marquardt, Ouellenlesebuch, 15
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat]]
Extrahierte Personennamen: Ludwig_Xi Ludwig Franz_I. Franks Marschall_Soult Wolf
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Arles Norddeutschland Weißdorn
— 342 —
stände werden auf der Drehbank marktfertig; andere kommen erst in die
Hände der Schnitzer und Maler. Besonders gilt dies von den „Reifen",
welchen die Spielwarenindustrie ihre staunenswerte Billigkeit und Massen-
Produktion verdankt. Diese Reifen werden nach einer bestimmten Schablone
gedreht und dann radial in eine Anzahl (50, 60, 70) Teile zerlegt, von
denen ein jeder, wenn auch nur in Umrissen, eine bestimmte Tiergestalt hat.
Der Schnitzer und der Maler machen das Tier fertig, indem sie die Beine
ausschneiden, Ohreu, Hörner, Schwänze ansetzen und Farbe geben. Häufig
besteht das Malen nur darin, daß man das Tier in flüssige Farbe taucht
und trocknen läßt, nachher ein Paar schwarze Punkte als Augen aufsetzt.
Zuweilen gehen die Stücke in halbfertigem Zustande noch in dritte und
vierte Hand über.
Die Drehstellen (Spindeln) werden entweder durch Menschen-, Wasser-
oder Dampfkraft getrieben. Fast in jedem Hause steht eine Drehspindel mit
Fußbetrieb. Die mit Wasferkraft getriebenen Drehwerke sind von ver-
schiedenem Umfauge, im Durchschnitt 15 Spindeln. Die Drehstellen werden
verpachtet, bei knappem Wasser nach halben und viertel Tagen, ja selbst
nach Stunden. Das 1867 in Betrieb gesetzte Seiffener Dampfdrehwerk
hat 150 Drehstellen, von denen bis zu 120 verpachtet wurden. Ein Reifen-
dreher zahlt bei täglich zwölfstündiger Arbeit für eine Drehstelle im Dampf-
drehwerk 100 bis 120 Mark Pacht, ein gewöhnlicher Dreher 86 bis
40 Mark. Auf deu Wafferwerken wird nur die Hälfte dieses Preises bezahlt.
Der Hausindustrie tritt in netierer Zeit die Vereinigung zahlreicher
Arbeitsstelleu unter einem Dache und unter einer Leitung, der fabrikmäßige
Betrieb der Holzwareu- und Spielwarenanfertigung mit großem Erfolge
durch gleichmäßigere und bessere Arbeit gegenüber. Der Fabrikant kann die
gewerbliche Seite der Industrie mehr ins Auge fassen, dnrch Geschäfts-
kenntnis, Intelligenz, Geschmack, Warenkunde und Bekanntschaft mit den
Anforderuugeu fremder Märkte dahin wirken, durch bessere Formen und
neue Muster die Fabrikation zu heben und das dauernde Interesse derselben
zu wahren.
Vielfach geschädigt durch gegenseitiges Herunterdrücken der Preise, durch
frühzeitiges Selbständigmachen junger, kaum ausgebildeter Arbeitskräfte und
durch die Versuche, unmittelbar aus den Arbeiterkreisen heraus Verbindungen
mit den Ausfuhrhäusern zu gewinnen, ist es-in manchen Richtungen zu
einer tatsächlichen Überprodnktion und Lieferung unsolider Waren gekommen,
welche für den Bestand der ganzen Spielwarenindustrie nur nachteiligen
Einfluß haben können.
Man verarbeitet Fichten-, Tannen- und Buchenholz, auch Erle und
Ulme. Die Anpflanzung von Ahorn und Esche wäre sehr erwünscht; denn
gegenwärtig wird das für feinere Artikel verwendete Ahorn- und Eschenholz
znm größten Teile aus Böhmeu bezogen.
Das Holz wird von Holzhändlern in Auktionen aus den Staats- und
Privatwaldungen erstanden und nach Klaftern oder Blöcken, ja selbst nach
Scheiten an den Arbeiter verkauft. Die Preife des Holzes sind bedeutend
gestiegen. Die höchsten Preise werden für die zur Schachtelfabrikation ge-
eigneten Fichten- und Tannenhölzer gezahlt, sobald diese astrein, gut spaltend
und uicht verdreht gewachsen sind. Das Steigen der Holzpreise wird um
so empfindlicher, je mehr die Holzparzellen der kleinen Besitzer verschwinden;
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
TM Hauptwörter (100): [T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht]]
TM Hauptwörter (200): [T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T168: [Holz Tisch Messer Stück Honig Stuhl Griffel Hand Narbe Papier], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne]]
— 397
unternommen und ist hiermit, anstehend von Süderfpitze, wo schon früher,
wesentlich durch die Memeler Kaufmannschaft — der auch die Aufforstung
des nördlich von Memel gelegenen Flugsandterrains zu danken ist — wohl-
gelnngene Anpflanzungen angelegt waren (vgl. Veit a. a. O. S. 479, 488s.,
515, Jachmann S. 213, Wutzke S. 128f.), bereits ansehnlich, um mehrere
Kilometer, vorangekommen. Endlich sind seit dem Herbst 1887 die Vor-
arbeiten zur Befestigung des unmittelbar hinter Pillkoppen aufragenden
Petschberges begonnen.
Solche Befestigungen erfolgen in neuerer Zeit in der Weise, daß der
in Angriff genommene Bezirk mit Strauchwerk in größere und demnächst
wieder kleinere Karrees abgesteckt*) und so beruhigt, daß ferner der Boden,
soweit es möglich ist, mit Lehm — der zugleich vor der, unter dem Sande
fressenden Saateule schützt —, Bagger- oder Moorerde gedüngt wird, und
daß alsdann 1-, 2- bis 3-jährige Pflanzen (je 6—8 zusammen auf 1 qm)
eingesetzt werden. Die nötigen Pflanzen werden teils auf der Kurifcheu
Nehrung selbst, zum größeren Teil aber in bequem gelegenen Forsten des
Binnenlandes gezogen; die Zahl der jährlich durchschnittlich dort aus-
gepflauzteu beläuft sich auf viele Millionen. — Von Strandgräferpslanznngen
anf den Binnendünen hat man, teilweise wegen steten Mangels an Geld-
Mitteln, in der letzten Zeit abgesehen, und es scheint, daß dieselben — Be-
stranchnng und Bepflanzung vorausgefetzt — auch ohne Schaden unter-
bleiben können.
Zur Banmbepslanznng der hohen Dünen verwendet man vorzugsweise
die Kiefer (Pinus silvestris) und auf den exponierten Stellen die aus Däne-
mark eingeführte Krüppelkiefer (Pinus montana oder mops). Namentlich
mit der letzteren sind sehr gute Erfolge erzielt, da sie ebenso genügsam hin-
sichtlich des Bodens, wie standhaft gegen Wind und Wetter ist und sich
armlenchterförmig so dicht über eine verhältnismäßig so große Fläche (80 Schritt!
10. Versammlung d. preuß. Forstvereins S. 34) ausdehnt, daß eine Ein-
Wirkung der Stürme auf die letztere unmöglich ist**). Es scheint mehr und
mehr, daß diesem Baum auf den Höhen der Kurischen Nehrung die Zukunft
gehört. — Selbstverständlich liefern die besprochenen Anpflanzungen noch
keinen Ertrag und werden, bei ihrem dürren Boden, auch noch lange keinen
liefern. Wer aber ihr Gedeihen sieht und den alten Schwarzorter Wald
kennt, wird überzeugt sein, daß sie sich noch einmal vollauf bezahlt machen
werden, und in dieser Überzeugung liegt die Hoffnung begründet, daß in
absehbarer Zeit alle zur Holzzucht überhaupt geeigneten Höhen der Kurischen
Nehrnng bepflanzt und damit festgemacht sein werden.
Die Anlegung der Vordünen erfolgte zunächst in der Regel unmittelbar
am Strande, und zwar, indem — wie dies zu dem gleichen Zwecke noch
jetzt geschieht — diesem parallel ein schwacher, niedriger Flechtzaun gezogen
wnrde, welcher den von den Wellen ausgeworfenen Saud aufsing und binnen
*) „Es werden" am Weißen Berge auf der Nehrungsspitze „auf den Hektar 50 Raum-
meter Kiefernreisig verwendet, der Raummeter gibt etwa 100 laufende Meter Strauchzaun
ab, die einzelnen Felder sind 16 qm groß, die Zäune durchschneiden sich winkelrecht bei
4 in Abstand, das Reisig^wird in Längen von 60 cm verwendet, von denen das Stamm-
ende 30 ein tief in den Sand gesteckt wird" (10. Versamml. d. preuß. Forstvereins S. 39).
**) In der Niddener Plantage steht ein Exemplar dieses Baumes von 31 Schritt
Umfang, aber nur zirka 5 Fuß Höhe.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht]]
TM Hauptwörter (200): [T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital]]
11. Italien, eine länderkundliche Skizze.
99
Wasserleitungen und Wassersänge zu Berieselungszwecken besitzt die Conca d'oro von
Palermo. Dieselbeu geheu wohl auf die Araber zurück. Dort gibt eiue Zur Be-
wässeruug eiues Apfelsinenhaines verwendete Quelle, die nur 1 Liter Wasser in der
Sekunde zu liefern vermag, doch eine jährliche Rente von 3990 Lire, eine Summe,
von welcher wohl eine einfache bürgerliche Familie zu leben vermag. Welch be-
qnemer Besitz! In Oberitalien gibt bewässertes Land den doppelten, ja vierfachen,
in Sizilien bis 29fachen Ertrag, und rechnete man in den 79er Jahren, wo die Erträge
wohl am höchsten waren, vom Hektar Apfelsinengarten 3699 Lire Rohgewinn. Auch
insofern weicht die italienische Art, den Boden auszunützen, von der nnsrigen ab, als
das Klima dort erlaubt, nicht nur mehrere Ernten im Jahre nacheinander zu erzielen,
bei Rieselwiesen in der Lombardei bis zu acht Schnitten, sondern zwei, ja drei Ge-
wüchse zu gleicher Zeit, wie etwa Ölbäume, Reben und Weizen. Es lohnt der Acker-
bau, in dieser Weise mehr als Gartenbau betrieben, so reichlich, daß selbst Berghünge,
die bei uns nur Wald hervorzubringen vermöchten, bis hoch hinauf in gemauerten
Terrassen ausgelegt siud. Die Küsten- und Hügellandschaften sind fast überall der
Baumzucht gewidmet und bieten dadurch besondere Reize. Die Fruchtbäume lassen
den Waldmangel weniger schwer empfinden. Die Mannigfaltigkeit der gezogenen
Gewächse kennzeichnet ebenfalls die italienische Landwirtschaft. Namentlich gilt dies
von den Fruchtbäumen. Unter unsere mitteleuropäischen mischeu sich tropisch-iudische,
tropisch-amerikanische, japanische n. dgl. Der Ölbaum allein, der im westlichen Lign-
rien und anderwärts ganze Landschaften wie bewaldet erscheinen läßt, bedeckt eine
Fläche so groß wie das ehemalige Kurhessen; Apfelsinen-, Limonen- und Mandarinen-
bäume zählt man etwa sechzehn Millionen Stück, wovon zwei Drittel allein in Sizilien.
Die Rebe, deren Anbau beständig gestiegen ist, nimmt eine Fläche von 29 999 qkm
in Anspruch und liefert im Mittel etwa 35 Millionen Hektoliter Wein. Italien kommt
so unmittelbar hinter Frankreich und macht jetzt auch in der Behandlung des Weines
Fortschritte. Und welche Fülle von Gartensrüchten, Gemüse u. dgl. bringt das Land
zum Teil im Winter hervor, Schätze, deren Verwertung für Mittel- und Nordeuropa
noch in den Anfängen steht! Überhaupt könnte Italien aus seinen Bodenerzeugnissen,
die heute noch zum Teil wegen schlechter Behandlung minderwertig oder nicht aus-
fuhrfähig sind, weit, weit größeren Nutzeu ziehen; wie die italienische Landwirtschaft,
wenn auch Italien das klassische Land des Ackerbaues genannt werden kann, heute
meist nicht auf der Höhe steht, ja örtlich im Rückgang ist, Ackerbau durch Weidewirt-
schaft verdrängt wird. Am schlimmsten ist es in dieser Hinsicht in der römischen Eam-
pagna, die heute menschenleerer daliegt als jemals, so daß tatsächlich die Hauptstadt
Italiens mitten in einer entvölkerten Steppe liegt. Erst 29—25 km von Rom findet
man am Albaner Gebirge, das aber ebenfalls sich wie eine Insel aus menschenleerem
Gebiet erhebt, die nächsten bewohnten Orte. Dort, wie in anderen ähnlichen Eam-
pagnas Italiens, ist es der Großgrundbesitz, welcher noch immer ohne Verständnis
für seine sozialen Ausgaben und Pflichten das Land entvölkert, indem er sich am
besten zu stehen meint bei Pacht und Weidewirtschaft; zählte man doch 1881 — und
seitdem ist es nicht besser geworden — in der ganzen römischen Campagna an dauern-
den Bewohnern nur 764, also nur 9,264 aus 1 qkm, während die Volksdichte von ganz
Italien 198 beträgt! Güter von 29 qkm Größe sind nur von zwei Personen dauernd
bewohnt! Dafür steigen alljährlich 19 999 Lohnarbeiter, wahre Sklaven der Unter-
nehmer, aus den Abruzzen herab, um anzubauen, was noch angebaut wird, und nach
harter, entbehrungsreicher Arbeit, meist mit malariasiechem Körper und kärglichen
Ersparnissen in die heimischen übervölkerten Berge zurückzukehren. Ähnlich traurig
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
TM Hauptwörter (100): [T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T33: [Stadt Meer Italien Neapel Hauptstadt Rom Insel Genua Spanien Land], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme]]
Extrahierte Ortsnamen: Italien Palermo Oberitalien Sizilien Lombardei Kurhessen Sizilien Frankreich Nordeuropa Italien Italien Italiens Rom Italiens Italien
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Xiii
In 'Uaraguay. Hlruguciy und
Argentinien.
Den Hauptraum dieser 3 Republiken nehmen ungeheure Grasflächen,
die Pampas, ein. Das stromumschlossene Paraguay hat man mit Recht
das Mesopotamien Amerikas genannt. In seinem Norden und Osten ziehen
allerdings Gebirgsketten hin, die in kleinen Höhenzügen verlaufen; daran
schließen sich Hügellandschaften und ebne Hochflächen. Wohin wir hier
kommen, siuden wir überaus fruchtbaren Boden. Im Flachlande dehnen
sich an den Ufern des zahlreiche Nebenflüsse aufnehmenden Stromes sumpfige
Niederungen aus, die einen Teil des Jahres überschwemmt werden und
sich vorzüglich zum Reisbau eigueu. Der Boden Paraguays trägt, begünstigt
von dem milden Klima, reiche Frucht; alle Kulturgewächse der heißen und
gemäßigten Zone gedeihen vorzüglich in dem schönen Lande, das zu den
reichsten auf der ganzen Erde gehören könnte, wenn seine Bevölkerung nicht
zu träge und gleichgültig wäre. Der Indigo wächst wild, in den Wäldern
sammelt man den von allen Südamerikanern so geschätzten Paraguaythee,
Mate genannt. Baumwolle, Tabak, Zucker, Getreide, Arznei-
pflanzen, Cochenille, wertvolle Holzarten könnten in Unmasse aus-
geführt werden; aber es fehlt an fleißigen Händen zur Hebung der natür-
licheu Schätze. Man muß das um fo mehr bedauern, als auch das Klima,
abgesehen von den Niederungen, durchaus gesund ist. Bis zur Mitte des
18. Jahrhunderts bestand in Paraguay eine von Jesuitenmissionaren ge-
gründete und geleitete Republik; viele blühende Stationen entstanden unter
der Verwaltung von seiten der klugen Männer; die Indianer, 280 000
an der Zahl, wnrden durch ihre Führung geschickte Handwerker und Künstler,
treue Unterthanen, tüchtige Soldaten, die den zuweilen einfallenden brasili-
anischen Sklavenfängern energisch wehrten; überdies waren sie gute Christen,
unter denen sich fast gar keine Verbrechen ereigneten. Alle Bürger arbeiteten
in eine gemeinsame Kasse und wurden ans ihr erhalten. Der Sonntag
war dem Gottesdienst und dem Vergnügen gewidmet. Kein Spanier durste
das Land ohne Erlaubnis der Jesuiten betreten. Im Jahre 1768 wurde
der Orden vertrieben, und rasch sanken die Indianer in ihre frühere
Rohheit zurück.
Paraguay ist ein herrliches, gesegnetes Land; das wird nns schon
deutlich, wenn wir auf dem Flusse, von dem es den Namen erhielt, auf-
wärts fahren. Parkähnlich ist die Landschaft an den Ufern; herrlicher
Laubwald, worin auch Palmen und Bambus vorkommen und der von zahl-
losen, blattreichen Schlingpflanzen fast überwuchert wird, wirft feinen Schatten
weithin über die Flut. Häufig finden sich auch Seen, Grasflächen und
Rohrdickichte an den Gestaden, und einzelnstehende Fächerpalmen heben sich
stolz über die niedrigen Gewächse. Die Zahl der Ortschaften ist gering,
aber sie liegen sämtlich in duftende Orangenhaine eingebettet. An Wild
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden]]
TM Hauptwörter (200): [T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt], T178: [Rio Peru Hauptstadt Republik Stadt Brasilien San Südamerika Land Chile], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
14 Die Blauen Berge.
weit umher Gänge oder sogen. Tuunels, uin den Niederschlag
zu gewinnen. Der jährliche Gewinn eines Goldgräbers schwankt
zwischen 1200 und 4500 M. Der größte Klumpen wurde
1858 aufgefunden, derselbe wog 92 kg, und man verkaufte ihn
für 210 000 Mark. — c) Aber nicht nur Reichtum und Glück
brachte diese Entdeckung. Wir wollen hier nicht das Bild aller
Opfer und Entbehrungen, denen sich die Goldgräber unterwerfen
müssen, aller der Mißgeschicke und Unglücksfälle, denen sie aus-
gesetzt sind, schildern. Gedenken wir nur einiger fast regel-
niäßiger Vorkommnisse beim Goldgraben.- Bald stürzt der Regen
in gewaltigen Güssen hernieder, die alle Gruben füllen und die
Arbeit unmöglich machen; bald wird man von einer so lang'
wierigen Dürre heimgesucht, daß alles vertrocknet, die Tiere
umkommen und alle Bearbeitung der Goldminen aufhören muß.
Die Arbeiter sind dann genötigt umherzuwandern und neue
„Claims" aufzusuchen, während des Manderns alles zuzusetzen,
was sie sammelten, und nur Kummer und Elend znrückzu-
behalten.
7. Die Stauen Serge.
a) Name und Charakter, b) Thalschluchten, c) Bedeutung für
den Verkehr.
a) Der Name der „Blauen Berge" erklärt sich von selbst;
das Gebirge erscheint aus der Ferne von blauem Äther um-
geben. Selbst im grellsten Sonnenlichte ist dies deutlich wahr-
zunehmen. Die Ausdünstungen der verschiedenen Encalypten-
arten (Gummibäume) *), welche fast ausschließlich diese Berge
schmücken, soll die blaue Färbung der Atmosphäre hervorrufen.
Der Grundcharakter der Berge ist wild; Wege und Stege sind
überall nur mit Mühe zu beschreiten. Die eisenhaltige rote
Sandsteinformation entsendet unter den grellen Strahlen des
ausstralischen Sonnenlichtes feurigen Widerschein, der sich dem
dunkeln Grün der Eucalypteu gegenüber ganz seltsam ausnimmt.
Auf Mount Viktoria, dem höchst gelegenen Punkte, sind einige
1) Zu den schätzbarsten Arten gehört der blaue Gummibaum,
Eucalyptus globulus, auch Farbenbaum genannt, da er die Fieber
luft feuchter Niederungen unschädlich machen soll. Vgl. „Pflanzen-
geographie".
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne]]